Welche Fehlsichtigkeiten gibt es?

Damit wir ein scharfes Bild erhalten, müssen die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen an einem bestimmten Punkt auf der Netzhaut gebündelt werden. Für die Bündelung des Lichts sorgt unsere Augenlinse mit ihrer rundlichen Form. Sie bricht die Lichtstrahlen, sodass sie alle an einem Punkt zusammenlaufen – sie einen gemeinsamen Brennpunkt haben.

Damit wir ein scharfes Bild erhalten, muss dieser Brennpunkt auf dem Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut liegen, der Fovea centralis (lateinisch für „mittige Grube“; auch „Sehgrube“ genannt). Die Fovea centralis liegt im Zentrum der Makula („Gelber Fleck“), dem Bereich des schärfsten Sehens. Liegt der Brennpunkt der einfallenden Lichtstrahlen vor oder hinter der Fovea centralis, sehen wir unscharf.

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Kurzsichtigkeit (Myopie)

Bei Kurzsichtigkeit liegt der Brennpunkt vor der Netzhaut. Wer kurzsichtig ist, sieht in der Nähe scharf und in der Ferne verschwommen.

 
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Kurzsichtigkeit fällt bei Kindern oft in der Schule auf, wenn sie das Geschriebene an der Tafel nicht erkennen können. Bei Erwachsenen sind die ersten Anzeichen häufig, dass sie Schrift auf Reklametafeln oder Straßenschildern aus größerer Entfernung nicht entziffern können. Typisch für Kurzsichtige ist ein Zusammenkneifen der Augen beim Blick in die Ferne. Dadurch verkleinert sich die Pupille und die Tiefenschärfe steigt. So sieht man vermeintlich etwas besser.

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Wer kurzsichtig ist, kann nur auf eine begrenzte Distanz scharf sehen und bekommt nach einem Sehtest negative Dioptrienwerte (dpt) mitgeteilt. Beträgt die Distanz, in der ohne Hilfsmittel scharf gesehen werden kann, einen Meter, so liegt der Wert bei -1,00 dpt. Bei einer Distanz von 50 cm beträgt der Wert -2,00 dpt, bei 25 cm bereits -4,00 dpt.

In die Brille kommen entsprechend sogenannte „Minusgläser“, das sind Gläser mit Zerstreuungslinsen. Diese sind konkav gewölbt, d.h. außen dicker und in der Mitte dünn. Sie sorgen dafür, dass die Lichtstrahlen zunächst in alle Richtungen zerstreut werden, bevor sie auf die Augenlinse treffen und von ihr auf einen gemeinsamen Punkt hin gebündelt werden.

Es gibt zwei Ursachen für Kurzsichtigkeit: entweder ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft der Augenlinse ist zu hoch. Beides kann durch eine Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.

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Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Bei Weitsichtigkeit liegt der Brennpunkt hinter der Netzhaut. Wer weitsichtig ist, sieht in der Ferne scharf und in der Nähe verschwommen.

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Eine Weitsichtigkeit wird mit positiven Dioptrienwerten angegeben, z.B. +2,00 dpt. In die Brille kommen entsprechend sogenannte „Plusgläser“, das sind konvex geformte Linsen (Sammellinsen). Sie sind in der Mitte am dicksten und werden nach außen hin dünner. So brechen sie die Lichtstrahlen bereits zu einem bestimmten Grad „nach innen“, also zu einem gemeinsamen Brennpunkt hin. Die restliche Brechung erledigt dann die Augenlinse.

Es gibt zwei Ursachen für Weitsichtigkeit: entweder ist der Augapfel zu kurz oder die Brechkraft der Augenlinse ist zu gering. Beides kann mithilfe einer Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.

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Altersweitsichtigkeit (Presbyopie)

Mit zunehmendem Alter verhärtet die elastische Augenlinse, das ist ein natürlicher Prozess. Dadurch lässt die Akkommodationsfähigkeit des Auges nach, d.h. die Fähigkeit, sich an verschiedenen Sichtdistanzen anzupassen. Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr macht sich deshalb bei vielen Menschen die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) bemerkbar. Alles über die Altersweitsichtigkeit erfahren Sie in diesem Beitrag.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)

Bei einer Hornhautverkrümmung rührt die Fehlsichtigkeit nicht aus der Länge des Augapfels oder der Brechkraft der Linse, sondern – wie der Name schon sagt – aus einer Verkrümmung der Hornhaut. Diese führt dazu, dass die Lichtstrahlen vertikal und horizontal unterschiedlich stark gebrochen werden. Dadurch entsteht kein Brennpunkt, sondern Brennlinien auf der Netzhaut. Für den Betroffenen entsteht ein verzerrtes oder unscharfes Bild.

Mehr über die Hornhautverkrümmung, ihre Symptome sowie verschiedene Arten und Ausprägungen lesen Sie in diesem Beitrag.

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Eine Hornhautverkrümmung kann mithilfe einer Brille mit Zylinderschliff („Zylindergläser“) und speziellen Kontaktlinsen korrigiert werden. Welche Kontaktlinsen sich am besten eignen (harte oder weiche), hängt von der individuellen Verkrümmung ab. Wir beraten Sie gerne dazu!

 
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Eine Hornhautverkrümmung kann verschiedene Ursachen haben – häufig ist sie angeboren. Tritt eine Hornhautverkrümmung erst später im Leben auf, stammt sie oft von Verletzungen, Entzündungen oder Vernarbungen nach einer Augenoperation.