Gleitsichtbrillen Kosten verstehen – Ein Ratgeber vor dem Kauf

Gleitsichtbrillen sind ideal für Brillenträgerinnen und -träger, die eine Sehkorrektur sowohl für die Ferne als auch zum Lesen benötigen. Doch beim Blick auf die Preisschilder dieser multifunktionalen Brillen wird schnell klar, dass hier eine erhebliche Preisspanne existiert.

Diese reicht von etwa 200 bis hin zu 1.400 Euro und manchmal sogar darüber hinaus. Aber woher kommen diese starken Preisunterschiede und besteht hier ein direkter Zusammenhang mit der Qualität der Gleitsichtgläser?

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Kosten einer Gleitsichtbrille zustande kommen und worauf Sie beim Kauf einer Gleitsichtbrille achten sollten.

Was versteht man unter einer Gleitsichtbrille?

Gleitsichtbrillen sind eine ausgeklügelte Erfindung. Sie erlauben dem Träger sowohl in der Ferne als auch auf nächster Nähe scharf zu sehen und das ohne sichtbaren Übergang im Brillenglas. Im Gegensatz zu herkömmlichen Einstärkengläsern, die lediglich die Sehschwäche für eine einzige Entfernung ausgleichen, haben Gleitsichtbrillen eine progressive Stärkeveränderung im Glas. Dies bedeutet zum einen, dass sie Sehschwächen für unterschiedliche Entfernungen ausgleichen können und zum anderen, sogar einen nahtlosen Übergang von der Fernsicht zur Nahsicht ermöglichen. Dieser Übergangsbereich wird als Progressionszone bezeichnet. Gleitsichtbrillen sind also wahre Meisterwerke der Technik.

Wie funktioniert eine Gleitsichtbrille?

Moderne Gleitsichtbrillen sind so gearbeitet, dass sie ein stufenloses Sehen ermöglichen. Die Gläser lassen dabei keine Trennkante mehr erkennen, auch wenn in ihnen mehrere Stufen eingearbeitet sind. Gleitsichtbrillen sind klassischer Weise in drei Sehzonen aufgeteilt:

1. Sehzone: Der Fernbereich

Ein korrigierter Fernbereich ermöglicht das scharfe Sehen ab einer Entfernung von etwa 2 Metern. Wenn wir von der Arbeit aufsehen und uns im Raum umschauen oder draußen jemanden von weitem erkennen, nutzen wir den Fernbereich.

2. Sehzone: Der Zwischenbereich

Der Zwischenbereich deckt eine Spanne von etwas 0,5 bis 2 Metern ab. Hierbei handelt es sich um unsere unmittelbare Umgebung, die wir innerhalb dieser definierten Zone erfassen. Beim Arbeiten an Maschinen oder Computern, die wir nicht direkt mit unseren Händen erreichen müssen, nutzen wir beispielsweise diese Zwischendistanz.

3. Sehzone: Nahbereich

Der Nahbereich beschreibt eine Entfernung von bis zu 0,5 Metern und wird von uns am häufigsten genutzt, wenn wir Objekte in die Hand und damit genau unter die Lupe nehmen. Das Tippen auf dem Smartphone oder das Lesen eines Buches werden typischer Weise über den Nahbereich gelöst.

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Welche Qualitätsunterschiede gibt es bei Gleitsichtgläsern?

Die Qualitätsunterschiede bei Gleitsichtgläsern ergeben sich in erster Linie durch die verschiedenen Glasarten und die damit einhergehenden, unterschiedlichen Sichtfelder. Die meisten Optiker/innen unterscheiden dabei zwischen vier verschiedenen Qualitätsstufen eines Gleitsichtglases:

1. Gleitsichtglas: „Standard“

Hierbei handelt es sich um das typische Einstiegsglas. Der Schärfebereich des Glases ist stark eingeschränkt und es werden größere Randunschärfen in Kauf genommen.

2. Gleitsichtglas: „Komfort“

Im Vergleich zum „Standard“-Gleitsichtglas bietet die „Komfort“-Variante einen größeren Schärfebereich, der gleichzeitig kleinere Randunschärfen mit sich bringt. Dadurch wird die Eingewöhnungsphase für Gleitsicht-Neulinge deutlich kürzer.

3. Gleitsichtglas: „Premium“

„Premium“-Gleitsichtgläser – für den gehobenen Anspruch – bieten ein erweitertes Blickfeld im Nah- und Mitteldistanzbereich und schaffen es auf diese Weise ein noch besseres Sehergebnis zu erzielen. Sie zeichnen sich vor allem durch eine hohe Spontanverträglichkeit aus.

4. Gleitsichtglas: „Individual“

Bei dem „Individual“-Gleitsichtglas handelt es sich sozusagen um den Lamborghini unter den Gleitsichtgläsern. Eine echte Maßanfertigung, bei welcher alle denkbaren Parameter der Brillenträgerin bzw. des -trägers berücksichtigt werden. So wird z. B. die genaue Entfernung zwischen Brille und Auge, der HSA (Hornhaut-Scheitel-Abstand) gemessen und auch die Augenbewegung wird aufgezeichnet und analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden bei der Glasproduktion berücksichtigt und auch bei dem Glasdesign handelt es sich um eine Spezialanfertigung. Somit ist das Glas noch stärker an den persönlichen Lebensstil und das individuelle Sehverhalten angepasst. Arbeitet der oder die Brillenträger/in beispielsweise überwiegend im Nahbereich, wird bei der Produktion der Gläser ein entsprechender Fokus gesetzt. Das Ergebnis spiegelt sich in maximalem Sehkomfort und Detailschärfe wider. Auch kleine Besonderheiten, wie das Eingravieren der eigenen Initialen in das Glas, sind möglich. Eine individuelle Gleitsichtbrille ist dabei in der Preisspanne von etwa 700–1.400 Euro erhältlich.

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Gleitsichtbrillen Kosten: Wie setzen sie sich zusammen?

Die Anschaffung einer Gleitsichtbrille ist eine sehr subjektive Entscheidung. Gleitsichtgläser sind aufgrund ihrer aufwändigen Fertigung und der hierzu eingesetzten Technologie in der Regel teurer als Einstärkengläser. Jedoch gibt es auch innerhalb der Kategorie „Gleitsichtbrillen“ große Preisunterschiede. Wir zeigen Ihnen fünf wichtige Faktoren auf, die zu Preisdifferenzen bei Brillen führen. Zudem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie clever sparen können!

1. Die Qualitätsstufe der Gläser

Wie bereits oben beschrieben, nehmen die Qualitätstufen der Gläser großen Einfluss auf die Preisgestaltung der Brille. Die vier Stufen, die von „Standard“, über „Komfort“ und „Premium“ bis hin zu „Individual“ reichen, sortieren sich von der günstigen Basic Version bis hin zur maßgefertigten und damit exklusiven „Individual“-Variante ein.

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2. Der Werkstoff der Gläser

Was das Material der Gläser betrifft, so können Sie zwischen drei Werkstoffen wählen:

Kunststoffgläser

Kunststoffgläser sind besonders leicht, bruchsicher und lassen sich problemlos auf alle möglichen Brillenfassungen anpassen. Aufgrund des verhältnismäßig weichen Stoffes, verkratzen die Oberflächen jedoch leichter als bei mineralischen Gläsern.

Mineralgläser

Brillengläser aus echtem Glas sind grundsätzlich zerbrechlich, tatsächlich aber besonders robust. Durch ihre Hartschicht verkratzen sie nämlich nicht so leicht. Die Gläser selbst sind zwar schwerer als Kunststoffgläser, lassen sich aber erheblich dünner schleifen. Aus diesem Grund sind sie vor allem für Menschen mit starker Fehlsichtigkeit geeignet, da sie durch ihren dünnen Schliff ästhetischer wirken als Kunststoffgläser in gleicher Ausführung. Dann gibt es auch noch handwerkliche Berufe, die aufgrund der vorherrschenden Arbeitsumstände nur das Tragen von Glasgläsern erlauben.

Polycarbonatgläser

Bei Polycarbonatgläsern handelt es sich um spezielle Kunststoffgläser, die besonders leicht, reißund kratzfest sind. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften werden die Gläser vor allem für Kinder- und Sportbrillen eingesetzt. Um die Qualität der Brillen zu wahren, brauchen sie jedoch eine besondere Pflege und dürfen nicht mit alkoholhaltigem Reinigungsmittel, sondern nur mit Wasser und Spülmittel gesäubert werden.

Fazit

Aufgrund ihrer flexiblen Einsatzmöglichkeit und vor allem ihres hohen Tragekomforts, entscheiden sich heutzutage etwa 95 % der Kundinnen und Kunden für Kunststoffgläser. Diese sind in der Regel zwar etwas teurer als mineralische Gläser, den höchsten Einfluss auf den Preis hat jedoch die Wahl der Glasbeschichtung und des Schliffs.

3. Die Beschichtung/Veredelung der Gläser

Neben der Wahl des Materials wirkt sich auch die Veredelung auf die Qualität und damit den Preis der Gleitsichtgläser aus. Dabei werden grundsätzlich folgende Beschichtungsoptionen geboten:

Super-Entspiegelung

Bei der Super-Entspiegelung handelt es sich um eine spezielle Beschichtung für Brillengläsern, die Reflexionen reduziert. Sie verbessert die Sichtqualität, verringert Blendeffekte und erleichtert auch die Reinigung der Gläser. Super-entspiegelte Gläser gelten als antistatisch, da sie nur sehr schwach elektrisch aufladbar sind und deshalb von ihnen auch kein Schmutz angezogen wird.

Stärkung der Kratzfestigkeit

Die Brillengläser werden kratzfest gemacht, indem spezielle Versiegelungen mit einer auf das Material abgestimmten Hartlackschicht versehen werden. Diese Beschichtung erhöht die Widerstandsfähigkeit der Gläser gegen Kratzer im täglichen Gebrauch.

Lotusbeschichtung

Der nach der Blume benannte Lotuseffekt sorgt dafür, dass Schmutz nur schwer an den Gläsern haften bleibt und Wasser einfach abperlt. Wenn es regnet, erleichtert dies die Reinigung der Gläser erheblich.

lotusbeschichtung

UV-Schutz

Um die Augen zu schützen, ist es zusätzlich möglich einen 100%igen UV-Schutz in die Gläser einarbeiten zu lassen. Die UV-Schutz-Beschichtung hilft dabei, schädliche UV-Strahlen zu blockieren.

Blaufilter

Ein eingebauter Blaufilter schützt vor blauem Licht. Diesem sind unsere Augen vor allem bei der Arbeit an Tablet und Computer, aber auch durch Handy und Fernseher ausgesetzt. Menschen die viel am Computer arbeiten beanspruchen ihre Augen stark, so dass diese schnell ermüden. Ein Blaulichtfilter kann hier Abhilfe verschaffen.

Fazit

Je nach Angebot sind die einzelnen Beschichtungsoptionen der Gläser bereits im Aktionspaket der Gleitsichtbrille enthalten oder können nach Bedarf individuell hinzugebucht werden.

4. Index der Gläser

Der Index beschreibt den Schliff eines Brillenglases und damit dessen Dicke und Gewicht. Ein höherer Index ermöglicht es, Brillengläser dünner und leichter zu gestalten, insbesondere bei höheren Dioptrienwerten. Dies kann sowohl das Erscheinungsbild der Brille verbessern als auch den Tragekomfort erhöhen. Durch einen höheren Index können auch stärkere Sehkorrekturen in einer Brille untergebracht werden, ohne dass die Gläser zu dick oder schwer werden. Der Standardindex wird mit 1,5 angegeben, der höchstmögliche Wert bei Kunststoffgläsern mit 1,74, bei Mineralgläsern reicht er bis 1,9. Je höher der Index, desto dünner und leichter sind die Gläser, damit aber auch teurer.

5. Brillenfassung

Es gibt eine unendliche Auswahl an Brillenfassungen. Je nachdem für welchen Hersteller, welches Design oder Material Sie sich entscheiden, kann dies zu erheblichen Preisunterschieden führen. Neben Ihrem persönlichen Geschmack für Design, sind für Sie als Gleitsichtbrillenträgerin oder -träger aber auch folgende Faktoren von Relevanz:

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Fassungshöhe

Eine Brillenfassung mit ausreichend Höhe ist wichtig, um die verschiedenen Sehzonen in den Gleitsichtgläsern optimal nutzen zu können. Eine ausreichende Höhe sorgt dafür, dass Sie genügend Platz für das Lesen im Nahbereich haben, während Sie immer noch bequem in der Ferne sehen können.

Fassungsform

Dicke Fassungen schränken das Sichtfeld häufig unnötig ein. Wählen Sie eine Fassung, die Sie nicht stört und die ausreichend Platz für die verschiedenen Sehzonen bietet.

Nasensteg

Ein verstellbarer Nasensteg kann hilfreich sein, um sicherzustellen, dass die Gleitsichtgläser genau vor Ihren Augen positioniert sind. Auf diese Weise wird eine optimale Sicht in allen Bereichen gewährleistet. Brillen mit Nasenpads sind gegenüber solchen mit Sattelstegen (wie man sie von Hornbrillen kennt) im Vorteil. Sollten Sie an einer Silikonallergie leiden, ist das kein Hinderungsgrund sich für Nasenpads zu entscheiden! Hier gibt es die Möglichkeit die typischen Pads mit einer Variante aus Titan zu ersetzten.

Gewicht und Komfort

Da Gleitsichtgläser aufgrund ihrer komplexen Optik oft etwas schwerer sind, ist es wichtig, eine leichte und komfortable Brillenfassung zu wählen, die den ganzen Tag über bequem getragen werden kann.

Material

Von Vorteil ist ein hochwertiges, langlebiges Brillenmaterial. Titanfassungen zum Beispiel bieten ausgezeichneten Tragekomfort, da sie besonders leicht sind und daher wenig belasten. Zudem sind sie sehr gut einzustellen und lassen sich so individuell an Ihre Nasenform anpassen. Titan empfiehlt sich ebenfalls bei der Materialwahl, wenn Sie zu allergischen Reaktionen neigen (besonders im Fall einer Nickelallergie), aber auch Fassungen aus Kunststoff oder Holz sind hier unbedenklich.

Anpassbarkeit

Manche Brillenfassungen können besser angepasst werden als andere und sind deshalb mehr oder weniger gut für Gleitsichtbrillen geeignet.

 

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Gleitsichtbrillen Kosten: Unser Fazit

Schaut man sich die einzelnen Kostenpunkte im Detail an, wird schnell klar, dass der Preis einer Gleitsichtbrille hauptsächlich durch die Größe der Sehzonen und die Qualität des Glasschliffs bedingt ist. Je nahtloser und individueller die Übergänge der verschiedenen Sehzonen sind, desto höher sind in der Regel die Kosten der Brille. So gibt es erhebliche Preisunterschiede zwischen den Gleitsichtgläsern „Standard“ und „Individual“ (den individuell angepassten Gläsern). Pro Qualitätsstufe können die Preisunterschiede dabei mehrere Hundert Euro betragen.

Hinzu kommen Ihre individuellen Entscheidungen bezüglich der verschiedenen Beschichtungen sowie der Glasdicke. Komfortable Gleitsichtbrillen beginnen in der Regel bei etwa 400 Euro und steigen mit zunehmenden Ansprüchen auf bis zu 1.400 Euro oder mehr an. Allerdings ist das Seherlebnis in diesen höheren Preiskategorien auch deutlich besser. Gutes Sehen hat hier definitiv seinen Preis.

Dabei ist wichtig zu bedenken, dass der Kauf einer Gleitsichtbrille eine Investition in die eigene Sehqualität sowie den täglichen Komfort ist. Bei der Auswahl Ihrer Brille sollten Sie, neben dem Preis, deshalb auch unbedingt auf Ihre individuellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen.

Unsere erfahrenen Optikerinnen und Optiker beraten Sie professionell und transparent und helfen Ihnen so, die beste Lösung für Ihre individuellen Sehbedürfnissen zu finden und gleichzeitig Ihr Budget zu wahren!

 

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